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my personal lockdown 2020

My personal lockdown

Es war kein lauter Moment, kein Stolpern, kein falscher Schritt. Es war nur dieses kleine, unscheinbare Zwicken im rechten Knie. So etwas, das man als Ausdauerathlet automatisch in die „Wird-schon-weggehen“-Schublade legt. Ein bisschen Schonung, eine Nacht Schlaf, vielleicht zwei — fertig. Ich dachte an Überlastung, an einen etwas zu ambitionierten Block, an einen Tag mit zu wenig Mobilisation. Das Übliche. Aber dieses Zwicken blieb, und es hatte eine merkwürdige Eigenart: Es kam nicht bei den Belastungen, bei denen ich es erwartet hätte. Lange Läufe? Kein Problem. Intervalle? Möglich, auch wenn ich innerlich vorsichtiger wurde. Stattdessen meldete sich das Knie ausgerechnet bei dem, was mich eigentlich schützen sollte: dem Athletiktraining.

Die Standwaage, sonst eine meiner Lieblingsübungen, traf es besonders. Gewicht auf einem Bein, das freie Bein nach hinten, Oberkörper nach vorn, Arme in die Horizontale — Stabilität pur, wenn alles stimmt. Wenn aber etwas nicht stimmt, legt die Übung die Schwachstelle gnadenlos frei. Mit jedem Versuch wurde das Zwicken klarer, es bekam eine Richtung, eine Tiefe. Ich konnte nicht mehr „dran vorbeitrainieren“.

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Kostenerstattung fitX

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Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit: Auch die Fitnessstudios mussten im Zuge der Corona-Eindämmungsmaßnahmen bundesweit schließen. Und obwohl ich damit gerechnet hatte, hat es mich doch kurz erwischt – so ein Dumpf im Bauch, ein „Na toll, und jetzt?“. Rückblickend wundere ich mich sogar ein bisschen, dass Studios im Vergleich zu anderen Einrichtungen so lange geöffnet bleiben durften. Wenn man ehrlich ist, sind Fitnessräume prädestiniert für alles, was man pandemisch eher vermeiden möchte: viele Menschen in begrenzten Räumen, Geräte dicht an dicht, nicht immer optimale Belüftung, laute Musik (also automatisch weniger Abstand beim Sprechen) – und überall verschwitzte Griffe, Matten und Polster. In meinem Studio standen zwar an jeder Ecke Desinfektionsspender, aber die beste Maßnahme hilft nur, wenn sie konsequent genutzt wird. Und ganz offen: das passierte nicht überall.

Der Stichtag – und die kleine Ironie im Kalender

Als die Schließung dann offiziell kam, gab es einen fixen Stichtag: Ab dann ist dicht. Das wirkt auf dem Papier logisch, aber in der Realität hat es einen kleinen, sarkastischen Beigeschmack. Vor diesem Datum war Training ganz normal möglich – als hätte das Virus sich vertraglich verpflichtet, bis dahin höflich zu warten. Mir ist klar, dass Behörden planen müssen und Übergangsfristen sinnvoll sind; gleichzeitig offenbart diese Pünktlichkeit eine Merkwürdigkeit: Epidemiologie hält sich ungern an Kalender.

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Das Jahr des „postponed“

Das Jahr des „postponed“

Wenn Kalender plötzlich zu Streichlisten werden und Pläne zu Fußnoten, sucht man sich Bilder, die das Unfassbare greifbar machen. So kam mir irgendwann der Gedanke an die poetischen, manchmal rätselhaften Jahresnamen, die in China seit Jahrhunderten durch die Zeit wandern: „Jahr des Drachen“, „Jahr des Ochsen“, „Jahr der Glückseligkeit“. Klingt nach Ordnung, nach Zyklus, nach etwas, das größer ist als wir. 2020 fühlte sich dagegen an wie ein aus dem Takt geratenes Metronom: ein Jahr des Abstandes, ein Jahr der verschobenen Startschüsse, ein Jahr der stillen Stadien. Und doch war es auch ein Jahr, das Dinge scharfstellte, die sonst im Lärm untergehen. Es hat uns den Luxus genommen, den wir Training nennen – und uns gleichzeitig gezeigt, wie sehr wir ihn lieben.

Jahr des Abstands – eine Metrik zwischen Menschen

„Social Distancing“ – zwei Worte, die zu einer Maßeinheit wurden. 1,5 bis 2 Meter Luft zwischen Körpern, zwischen Stimmen, zwischen Atemzügen. Es ist seltsam, wie schnell man anfängt, Distanzen zu schätzen, ohne ein Maßband in der Hand zu halten. Der Blick lernt das, die Schultern merken es, der Schritt passt sich an. Wenn der Abstand nicht geht, dann Maske. Kein Schild, kein Panzer, keine Heldenrüstung – sondern eine textile Erinnerung daran, dass Schutz in diesem Fall heißt, den anderen zu schützen. Das ist eine Umkehrung vieler Gewohnheiten: Wir lernen, Rücksicht als aktive Handlung zu begreifen. Für das Training, für den Alltag, für das Miteinander.

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Markus Groß
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