Markus Groß
Carl-Langhans-Str. 8
40789 Monheim
Hamburg und ich hatten keinen Liebesvertrag unterschrieben. Eher so etwas wie eine höfliche Verabredung, die ich aus Respekt vor all den Stimmen annahm, die mir seit Jahren zuraunten: „Das musst du einmal erlebt haben.“ Der weltgrößte Triathlon gemessen an der Teilnehmerzahl, die Alster als Bühne, City-Feeling, Menschenmassen, Gänsehaut am Zielbogen – die Litanei klang überzeugend. Und trotzdem fuhr ich mit einem Rest Skepsis los. Ich bin kein Feind großer Veranstaltungen, aber ich mag es, wenn Wettkämpfe atmen können, wenn sich Strecke und Starterzahl einigermaßen die Hand geben. In Hamburg, so hatte ich gehört, nimmt der Tag die Dimensionen eines Volksfestes an, Triathlon als Innenstadt-Oper mit permanentem Crescendo. Vielleicht war es genau diese Ambivalenz, die mich am Ende angemeldet hat: Neugier schlägt Abneigung, und ein bisschen Eitelkeit mischt sich dazu. Wer mitreden will, sollte mitgelaufen sein – oder in diesem Fall: mitgeschwommen, mitgeradelt, mitgelaufen.
Die Reise begann unglamourös: zu später Zeitpunkt ein Hotel suchen, während halb Hamburg den „Schlagermove“ plant, ist ungefähr so klug wie an Heiligabend Last-Minute-Geschenke besorgen. Ich fand schließlich ein Partnerhotel des Veranstalters, das mit Wettkampfpaketen warb und einer Einrichtung, die irgendwo zwischen Sporthallen-Design und Boutique-Hotel pendelte. Jedes Zimmer hatte diesen subtilen „Indoor-Sportplatz“-Charme, als würde gleich jemand eine Linie auf dem Teppich zur Sprintbahn umfunktionieren. Nett, originell, aber vor allem: verfügbar. Dass es in einem Randgebiet lag und die Strecke zum Start sich wie eine kleine Expedition anfühlte, merkte ich erst, als ich einmal quer durch die Stadt fahren musste. Hamburg ist wunderschön – aber die Schönheit hilft nur bedingt, wenn man die halbe Logistik des Wettkampfs im Kopf jongliert und gleichzeitig nach Abkürzungen sucht, die es nicht gibt.
Markus Groß
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